Kategorie: 2012

  • Gourneyrou – 2012

    Gourneyrou – 2012

    Team: Danny Beiert, Tibor Czippon, Peter Gärtner, Oliver Kurtz, Markus Osswald, Darko Petkovic, Wilke Reints, Manuela Schoch, Andreas Voigt, Tobias Ziegler

    Gäste: Lars- Christian Amann, Heinke Teichmann

    Ein kleines Vorwort

    Wir waren uns im vergangenen Jahr schon darüber einig, dass wir hierher ins Heráult zurückkehren „müssen“- nachdem wir so viele Erfahrungen gesammelt hatten und alles „wie am Schnürchen“ lief. Die Vorbereitungen für die Betauchung der Gourneyrou stand nach der erfolgreichen Verprobung der Seilbahn auf dem Plan und in unserer Jahresplanung für 2012 war die Höhle damit ein fester Bestandteil geworden. Der logistische Aufwand ist wegen der Unmengen an Material nicht zu unterschätzen, aber dazu gibt es später gleich ein paar Eindrücke mehr…

    Uns war von Beginn an klar, dass wieder ein Habitat zum Einsatz kommen würde und so lag es nah, dass wir den Umgang mit dem Habitat noch einmal üben wollten, um auch gut gewappnet zu sein. Dafür traf sich ein Teil des Teams bereits im Mai am Steinberger See bei Regensburg. In in ca. 6m Tiefe ist in dem See bereits ein ähnliches Habitat fest installiert. Begleitet von bester Laune und schönstem Wetter ging es dann los.

    Für die Teilnehmer Andreas, Danny, Darko, Manuel, Manuela, Oliver, Tobias, Peter, Carsten und Markus stand auf der Tagesordnung, den Ein- und Ausstieg für die RB- Taucher in bzw. aus dem Habitat zu proben bzw. den RB- Tauchern das An- und Ablegen der Ausrüstung nach einer Prozedur zu erleichtern.

    Diese Aktionen sind sehr komplex und ein Training war zwingend erforderlich, um später bestmöglich vorbereitet zu sein. Für die Trockenübungen an Land hatte Tobias extra sein neues Habitat mitgebracht! Es gab gute Diskussionsgrundlagen, sämtliche Erfahrungen wurden geteilt und flossen gleich in die Abläufe mit ein. Am installierten Habitat zeigte sich dann sehr deutlich, wie gut eine vorherige Abstimmung sämtliche Abläufe erleichtern kann. Mehrfach übten wir den Ein- und Ausstieg und dank Tobias neuer Errungenschaft probten wir auch gleich den Transport des Habitates unter Wasser.

    Ein paar Wochen später dann machten sich 14 Personen im Juni in die Spur. Das Gourneyrou- Projekt der Cavebase ist nach einer über dreimonatiger Vorbereitung gestartet. Um zum Ziel zu gelangen verbringen alle Teilnehmer ein paar Stunden auf deutschen und französischen Autobahnen und quälen die Fahrzeuge zum krönenden Abschluss über einen etwas breiteren Ziegenpfad durch unwegsames Gelände. Die letzten Meter der Anfahrt sind keine wirkliche Straße, sondern ein mehr oder weniger gut befestigter und schmaler Waldweg, der dem Fahrer einiges an Konzentration abverlangt. Normalerweise verirrt sich hierher kein Mensch. Wir waren umso mehr überrascht, hier Camper anzutreffen. Es stellte sich schnell heraus, dass diese Gruppe zu einer Organisation französischer Bergretter gehörte und in den letzten Tagen mehrere Rettungsübungen simuliert hatte. Mit unseren Französischkenntnissen fanden wir auch schnell heraus, dass die Abreise der Gruppe unmittelbar bevor stand – Glück für uns, denn der Zeltplatz ist so ziemlich die einzige ebene Fläche weit und breit.

    Anreisetag

    Gegen 22:00 Uhr sind die letzten Teilnehmer des Projektes am Campingplatz eingetroffen. Zuvor wurden weiter oben am Zufahrtsweg noch die mitgebrachten Projektmaterialien wie Habitat, Flaschen, Seilbahnequipment, Rebreatherzubehör und Scooter abgeladen.

    Heinke und Tibor waren schon ein paar Tage zuvor zum Tauchen nach Südfrankreich gefahren und kamen aus dem benachbarten Lot am Freitag Nachmittag als erste vor Ort an und entschlossen sich, das Basisequipment für einen Check TG noch zur Höhle herunter zu tragen. Gleich am nächsten Morgen wollten sie einen Checktauchgang durchführen, um die Sicht- und Leinenverhältnisse zu beurteilen. Nach einem einstündigen Tauchgang und ca. 280 m Penetration auf 33m Tiefe war klar, – die Bedingungen erlauben einen Push-Tauchgang.

    Um unseren Zeltplatz herum wurde eine Wäscheleine, eine Latrine und ein Platz für ein offenes Feuer eingerichtet. Wir haben es uns so angenehm wie möglich gemacht und die kleinen Hilfsmittelchen erleichtern einem das Campingleben ganz gewaltig. Die Nacht sollte für alle ziemlich kurz werden und der Wecker wurde auf 07:30 Uhr gestellt.

    Tag 1

    7:30 Uhr morgens im Wald aufzuwachen hat seinen eigenen Reiz und vermittelt nun auch dem Letzten, dass er endlich angekommen ist und dass nun mindestens 4 Tage harte Arbeit auf ihn warten. Die Motivation hätte nicht besser sein können, emsiges Treiben vor 7:30 Uhr weckte ohnehin die meisten, so dass nach einem kurzen Frühstück der Weg zu den Stationen angetreten werden konnte.

    Nach ca. 4 Std. intensiver Arbeit konnten wir erfolgreich die erste Seilbahnfahrt mit der Transportbox durchführen und damit mit der eigentlichen Arbeit beginnen – Der Transport von 1.500 Kg Material in Richtung Talstation. Es war klar, dass der Tag schon zu weit fortgeschritten war um das ganze Equipment im Pool zu platzieren – nicht zuletzt hat der einsetzende Regen unsere Effizienz merklich gebremst. Am Abend des ersten Tages war die Bilanz recht überschaubar. Es musste immer noch Equipment zur Talstation befördert werden und der Regen wurde immer stärker- wir beschlossen gegen 19:00 Uhr für heute abzubrechen. Immerhin waren die Rentnertische und ein Großteil der Flaschen, Anzüge und Reglersets bereits am Höhlenpool angekommen. Scooter, Frames und Habitat konnten aber erst am Folgetag zur Talstation befördert werden.

    Tag 2

    Wetterlage: Schlecht! Aussichten – schlechter!

    So war die Wetterlage zu beschreiben, die Nacht über gab es Dauerregen, die Temperaturen fielen auf 9 Grad herab und zum Frühstück mussten wir erstmal beraten wie wir uns im Lager eine trockene Stelle sichern.. Wir beschlossen daher ein mitgebrachtes Sonnensegel als provisorisches Regendach umzufunktionieren. Später mussten wir sogar den Bereich vor dem Höhlenpool mit dem zweiten Sonnensegel überdachen, weil es definitiv zu rutschig wurde und die Verletzungsgefahr von Minute zu Minute dramatisch stieg… Aber es ging trotz der widrigen Umstände erstaunlich gut voran!

    Während noch das restliche Equipment von der Bergstation zur Talstation befördert wurde, bereiteten sich Manuela und Peter auf ihren Setup-Tauchgang vor. Ausgerüstet mit ihrem pSCR im D12 Frame machten die beiden sich auf den Weg um die Dekogase für das Push Team im tieferen Bereich der Höhle zu platzieren. Manuela und Peter beschreiben dabei Ihren Tauchgang wie folgt:

    Dieser Setup Tauchgang beinhaltete mehrere Aufgaben, zum einen das Reinbringen und Anlegen der Depots 3 (21m), 4 (40m) und 5 (54m), zum anderen natürlich das Checken der Leinensituation im weiteren Höhlenverlauf bis ca.330m (etwa 60m Tiefe) und wir planten etwas Zeit für eine Fotosession im tieferen Bereich ein.

    Heinke legte für uns die Stages, Scooter und Heiztanks im Pool ab, insgesamt waren das pro Taucher 4 Stages, 1 Magnum Scooter, 1 Heiztank für die Pushtaucher und natürlich die eigenen Gase (1x Bottomgas, 50/25, O2) plus Scooter sowie die Fotokamera mit Blitzen. Der Einstieg mit Kreisel in den Pool war eine kleine Herausforderung und wenig leichtfüßig.

    Nach Abtauchen und Aufnahme aller Stages, Scooter usw. ging’s endlich los. Doch die Scooter hatten ziemlich schwer zu arbeiten und die Fahrt fühlte sich trotz Vollgas wie in Zeitlupe an. Die Sicht wurde nach der Eingangspassage deutlich besser, aber nach jedem längeren Verweilen setzte sofort die Perkolation ein und es rieselte von der Decke. Die Leine war im Bereich bis 350m soweit intakt und uns blieb die Flickerei erspart. Nachdem das letzte Depot auf 54m angelegt war und die Situation ausreichend erkundet war, blieb uns noch Zeit für ein paar Fotos. Mit dem leichten Restgepäck ging der Weg raus dafür wie im Flug und wir erreichten den Pool nach knapp 3 Stunden….

    Überhaupt glich der Höhlenpool am 2. Tag eher einem Bahnhof. Am Ende dieses Tages konnten wir stolz darauf zurückblicken, dass alle erforderlichen Ausrüstungsteile am Höhlenpool zur Verfügung standen. Dazu gehörte auch der größte Baustein des Projektes, – das Habitat für Tobias und Carsten.

    An dieser Stelle zahlte sich das Habitattraining am Steinberger See aus! Das Bugsieren des Habitates durch den engen Eingangsbereich der Höhle stellte dabei die größte Schwierigkeit dar. Jeder Zentimeter Platz wurde genutzt, trotzdem verkantete das Habitat immer und immer wieder, aber nach fast 20minütiger „Einfädelarbeit“ berührte das Habitat endlich das Wasser – größere Abmaße hätten den Einsatz tatsächlich verhindert! Kaum im Wasser angekommen wurde es auch schon vom Installationsteam Marc, Andreas, Oliver, Markus und Danny in Empfang genommen. In nur 20 min war es dann perfekt platziert – hier macht sich ein eingespieltes Team maximal bemerkbar!! Nun wurde das Habitat noch bei deutlich schlechterer Sicht mit diversem Equipment für die später Zurückkehrenden bestückt. – Damit waren die Vorbereitungen abgeschlossen! Jetzt konnte es für Tobias und Carsten endlich losgehen!!

    Tag 3 (Push Dive)

    Dieser Tag stand im Zeichen des Push Dives. Mit größter Sorgfalt bereiteten sich Tobias und Carsten vor. Alle Ausrüstungsteile, alle Materialen wurden doppelt und dreifach überprüft. Dekopläne und Notfallszenarien wurden zum letzen Mal mit Darko besprochen. Die Fotografen waren auf Ihrer Position und warteten gespannt auf ihren Einsatz. Wilke beschreibt den Fototeil des Projektes wie folgt:

    Um einigermaßen gute Bilder unter Wasser erstellen zu können ist es unbedingt erforderlich, dass sich der Fotograf auf die Höhle „einschießt“. Nahezu alle Unterwasserhöhlen zeigen in Bezug auf Kameraeinstellungen ihren eigenen Charakter. Um diesen Charakter kennenzulernen sind „Foto Check Dives“ unumgänglich. Tibor und ich haben sich dieser Aufgabe einen Tag vor dem Push dive gewidmet und die besten Kameraeinstellungen für diese Höhle erarbeitet. Der Tauchgang hatte zum Ziel zu verstehen wie sich Blitzlicht, ISO Einstellung, Blendenzahl und Gesteinsfarbe auf Fotos in dieser Umgebung auswirken.

    Die Höhle zeichnet sich durch eher dunkleres Gestein aus, teilweise sind die bizarren und scharfkantig wirkenden Gesteinsbrocken mit lehmartigem Sediment bedeckt. Erschwerend kam hinzu, dass die Blitzleistung aufgrund der Wassereintrübung nicht zu stark sein durfte, da sonst das Sediment zu stark reflektiert und zu „Nebelbildern“ geführt hätte. Ein paar Testbilder später waren für diese Höhle die bestmöglichen Einstellungen erarbeitet und der Tauchgang konnte zufrieden beendet werden. Die erste Hürde für akzeptable Fotos war damit gemeistert.

    Die Fotoeinstellungen passten und alles lag an der exakt richtigen Stelle, so dass Tobias und Carsten nun ihren Tauchgang beginnen konnten. In aller Sorgfalt legten beide Ihre schwere Ausrüstung an und nahmen im Pool erstes Equipment für den langen Tauchgang auf. Weitere Tauchgangsausrüstung nehmen die Beiden dann an den zuvor festgelegten Depots auf. Tobias und Carsten beschreiben Ihren Tauchgang wie folgt:

    Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen wir gemeinsam zur Gourneyrou. Das Habitat war gesetzt, die Depots waren angelegt, die Geräte standen einsatzbereit auf ihren Rentnertischen und Tobias und ich mussten uns lediglich noch umziehen. Unten an der Höhle einen guten Fleck zum Umziehen zu finden ist echt eine Herausforderung, da gibt es praktisch keinen geraden Fleck. An der Höhle ist alles irgendwie eng, der Eingangbereich bietet fast keinen Platz für die Rentnertische und die umliegenden Steine waren nach 2 Tagen Regen auch noch ein wenig glatt,- also beste Bedingungen, einfach wäre ja langweilig. Nachdem das Team uns in die Geräte geholfen hat, ließen wir uns kontrolliert in den Pool fallen. äußerst grazil mit D20 und RB auf dem Rücken wirkend, wurde uns der Bailoutkreisel und weitere Seitenflaschen gereicht.

    Es ist immer wieder schön, die Verwandlung vom schwerfälligen Packesel an Land zur elegant dahinschwebenden Schrankwand im Wasser zu erleben. Das Beste aber ist das Gefühl das sich praktisch einstellt wenn man den Kopf unter Wasser steckt. Langsam flösselten wir zum Habitat, dort checkte jeder seine Sauerstoffflaschen und das Breakgas. Kurz dahinter nahmen wir unsere Scooter auf. Dann ging’s weiter zum 21 Meter Gas, check, 36 Meter Gas, check. Beim 36 Meter Gas gab es jeweils noch einen Scooter und ein Tiefengas.

    Den Gaswechsel auf das Tiefengas haben wir dort auch gleich erledigt um dann noch auf 54 Meter das erste Dekogas und die Heizung zu kontrollieren. Alles war klar, mit dem Finger am Trigger leuchteten wir beide ins uns Unbekannte, es konnte losgehen. Zügig ging es runter auf ca. 85 Meter, und anschließend schnell wieder hoch. Ab ca. 50 Meter Tiefe verlangsamten wir dann den Aufstieg und tauchten langsam zum Gaswechsel auf 36 Meter. Dort angekommen signalisierte Tobi den Gaswechsel, und bei der Gelegenheit wurde auch gleich der Bailoutkreisel ein weiteres Mal gecheckt- , alles Bestens- es konnte weiter gehen.

    Die Höhle machte bis dahin einen dunklen zerklüfteten Eindruck, die Sicht war nicht berauschend aber gut, und so konnte man das spaltenförmige Profil gut erkennen. Als wir auf ca. 30 – 25 Meter angekommen waren, spielte uns die Höhle einen kleinen Streich. Intuitiv hat man bei dem Gangverlauf den Drang sich rechts zu halten. Zwar geht der Gang da weiter und führt auch gleich wieder zum Hauptgang aber die rechte Seite ist eine nette kleine Engstelle, durch die man mit einem D20 Frame gerade so durchkommt, abgesehen davon, dass kurz vorher die Leine endet und man mit dem Reel in der Hand, den Scooter voranschiebend, durch den Spalt schwimmen kann. Tobias ist beim Durchtauchen der Engstelle der Lampenkopf ausgefallen. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Zu dem Lampenausfall kam dann noch eine Menge Perkolation, welche auch noch immer stärker wurde und fast in einer Nullsichtsituation endete. Alles noch kein Drama, was uns aber noch zusätzlich Zeit gekostet hat war ein Linecatcher eines unserer Scooter- bei praktisch null Sicht. In Summe verbrachten wir ca. eine Stunde da hinten in der Höhle. Trotz der sehr schlechten Sicht bemerkten wir, dass der eingeschlagene Weg zwar der falsche war, dafür aber zu einem kleinen Loop gehört der mit dem Hauptgang verbunden ist. Den Teil der Höhle kennen wir jetzt echt gut.

    Die HID Brenner richteten sich wieder höhleneinwärts und kurzerhand zogen uns die Scooter wieder in klares Gewässer. Zu unserem Erstaunen war die Leinensituation dahinter sehr gut und wir mussten kaum stoppen, um eine durchgehende Leine zu gewährleisten. Der weitere Gang hinunter auf ca. 90 Meter wird etwas enger als der im 20 Meter Bereich, hatte eine Breite von vielleicht 4 bis 5 Metern, und war bei weitem nicht mehr so hoch. Auf fast 90 Meter angekommen schauten wir uns beide an und beschlossen für heute weit genug in die Höhle gefahren zu sein, schauten uns noch kurz um, und machten uns auf den Rückweg.

    Der ging deutlich besser 🙂 Kaum Zeit verloren, ging es wieder mit Vollgas auf die 85 Meter und mit Schwung hoch auf ca. 60m, wo wir dann langsam das Dekomprimieren anfingen. Bei 54 Meter trafen wir dann Peter und Manu, die uns einen großen Schwung an Ausrüstung abnahmen. Die Deko war eher unspektakulär, wir freuten uns aber beide aufs Habitat und der damit verbunden warmen Mahlzeit.

    Der Einstieg ins Habitat lief bei uns beiden, dank des Trainings, wirklich reibungslos. Im Habitat angekommen, reichte Markus die Wetnotes um den Status und evtl. Wünsche abzufragen.

    “Alles bestens, haben Hunger”, die Penetrationstiefe hatten wir ja schon vorher vermittelt. Nach dem Nudellieferservice wurde es ruhig, wir hatten jede Menge Spaß und unterhielten uns über den Tauchgang. Unter Aufsicht eines Supportteams machten wir uns auf den Weg zum Höhleneingang, wo uns nach 556 Minuten Tauchzeit ein gut gelauntes Team empfing. Nach dem Auftauchen blieben wir noch eine Weile im Pool und erzählten den Anwesenden vom Tauchgang. Diejenigen Teammitglieder, die bereits wieder den Seilbahnbetrieb sicherstellten, wurden per Funkgeräte über die wichtigsten Details der letzten Stunden informiert.

    Die Höhle selbst hinterlässt eine große Anziehungskraft, schon auf dem Rückweg war für uns klar, “Hier müssen wir nochmal hin!”.

    Das Abtauchen von Tobias und Carsten wurde durch ein wildes Blitzlichtgewitter begleitet. Wilke beschreibt die „Fotosession“ wie folgt:

    Der Höhleneingangspool war mit seinen 2×2 Meter sehr eng und das Team stand vor der Herausforderung, dass Pushdiver, Foto- und Filmteam sich nicht zeitgleich im Pool aufhalten konnten. Darko hatte dies schon vor Wochen bei der Projektplanung erkannt und plante, dass das Foto- und Filmteam(Danny, Oliver, Andreas und Wilke) genau 30min. vor dem Abtauchen der Pushdiver in die Höhle eintauchten. Somit hatten die beiden Doku Teams ausreichend Zeit sich die beste Position für das Fotografieren und Filmen herauszusuchen.

    Wie sich herausstellte war der zeitliche Vorsprung auch tatsächlich erforderlich, denn nach dem passieren der ersten 50m stellte sich heraus, dass die Slaveblitzeinstellungen trotz vorheriger Versuche vom Vortag nicht perfekt waren, die Einstellungen mussten unter Wasser schnell korrigiert und anhand neuer Testbilder überprüft werden.

    Dank Darkos minutiöser Planung passierten Carsten und Tobias tatsächlich nach exakt 30min. die erste Domhalle bei ca. 70m. Sofort begann das Foto- und Filmteam mit seiner Arbeit. Blitze zuckten durch die Höhle, HID Lampen teilten das Wasser wie Laserschwerter und die Videobeleuchtung ließ den gesamten Dombereich in einem diffusen und mysteriösen Licht erscheinen. Das Doku Team versuchte so gut es ging Carsten und Tobias bei der Aufnahme ihres Equipments zu dokumentieren.
    Nachdem Tobias und Carsten das Doku Team hinter sich gelassen haben, konnte zufrieden der Rückweg in Richtung Pool angetreten werden.

    Die Tauchgangsplanung prognostizierte sehr exakt, wann Carsten und Tobias ihren Rückweg starteten und ein Deep Support zur Verfügung stehen musste. Diese Aufgabe übernahmen Peter und Manuela. Gleich im Anschluss stand auf ihrem Plan, erste UW- Aufräumarbeiten durchzuführen und die Höhle von bereits genutztem Equipment zu befreien. Hier eine kurze Schilderung von Manuela und Peter:

    Nach der vereinbarten Zeit machten wir uns tauchbereit und starteten zum ersten Check und Clean up Dive. Tobias und Carsten verließen gerade den 1. Deko Stopp auf 54m als ihre Lichter zum ersten Mal zu sehen waren und wir begegneten uns auf 48m, Carsten hielt uns die Wetnotes entgegen. Uns blieb nur wenig Zeit für ein paar Fotos. Die beiden warfen das nicht mehr benötigte Equipment in der Halle auf 40m ab, für uns das Zeichen zum Aufräumen. An einer geeigneten Stelle konnten wir sie überholen. Als wir den Pool erreichten konnte sich das Supportteam für den Habitateinstieg gerade fertig machen.

    Nahtlos an Manuelas und Peters Rückkehr zur Oberfläche bereitete sich nun das Dreierteam mit Markus, Marc und Danny vor, um Tobias und Carsten auf ihrem weiteren Weg zu begleiten. Weiteres Equipment wurde den Beiden abgenommen und in Richtung Ausgang transportiert.

    Irgendwann waren die beiden Pusher beim Habitat angekommen. Hier wurden sie wenig später dann auch mit warmem Essen und Getränken im Habitat versorgt.
    Noch während die Beiden einiges an Deko abzusitzen hatten, wurde weiteres Equipment an die Oberfläche gebracht. Draußen schnurrte die Laufkatze der Seilbahn wieder rauf und runter und nicht mehr benötigtes Material verließ den Pool in Richtung Mittel- und Bergstation. Das restliche Cleanup unter Wasser übernahmen Markus und Manuela, gleich im Anschluss daran wurde das Habitat gemeinsam mit Andreas und Oliver geborgen.

    Der verbleibende Rest des Tages bestand wieder darin, dass die Seilbahn wieder ihren Betrieb aufnahm. Die Tonne wurde wieder unzählige Male befüllt und an der Bergstation sammelte sich zunehmend das gesamte Equipment des Projektes an. Oben an der Bergstation wurde das Equipment möglichst platzsparend am Wegesrand deponiert.

    Wir hatten den größten Teil der gesamten Ausrüstung bereits abends schon wieder an der Bergstation und konnten uns gegen 22:30 Uhr an den glühenden Grill setzen- bis weit in die nächsten Morgenstunden hinein wurde ausgelassen gequatscht und Tobias und Carsten erläuterten den Tauchgang bis ins letzte Detail – alle lauschten gespannt den Ausführungen und am Ende stand fest: Die Cavebase kommt wieder …!!!

    Tag 4

    Der nächste Morgen stand im Zeichen des Aufbruchs. Darko, Lars, Tibor und Heinke reisten bereits sehr früh ab, da alle am Folgetag wieder ihrer regulären Arbeit nachgehen mussten.

    Das restliche Team transportierte mit Hilfe der Seilbahn noch Equipment zur Bergstation. Zu guter Letzt haben wir die Seilbahn abgebaut und das ganze Material in unseren Autos oder Trailern verstaut. Bei einem kräftigen Kaffee planten wir dann noch die Rückreise. Carsten, Marc, Andreas, Markus, Tobias, Oliver, Wilke und Danny entschieden sich dafür, in Bourg Saint Andrèol der Goul de la Tannerie einen Besuch abzustatten. Manuela und Peter brachen bereits ins Lot auf, um dort noch ein paar schöne Tauchgänge zu genießen.

    Die hereinbrechende Nacht war erfreulich länger wie die der Tage davor, schließlich hinterlässt das Sportprogramm der letzten Tage doch seine Spuren.

    Tag 5

    Am nächsten Morgen in Bourg Saint Andrèol angekommen, mieteten wir uns bei Les Clos des Olivers ein. Die beste Adresse für Taucher vor Ort…

    Den ganzen Tag über genossen wir das herrlich sonnige Wetter, und die Tannerie zeigte sich mit einem optimalen Wasserstand und unglaublichen Sichtweiten. Bis zum Schacht in ca. 700m Entfernung absolvierte hier jeder einen entspannten Tauchgang, wobei Wilke natürlich nicht ohne seine Kamera losziehen konnte. Andreas hat den Tag wie folgt zusammengefasst…

    Wir erreichten die Höhle am frühen Nachmittag und nach kurzer Zeit stiegen unsere drei Teams in Wasser; Marc und ich vorneweg, Wilke, Danny, Carsten und Oliver als Fototeam hinterher, sowie schließlich Tobias und Markus.

    In aller Ruhe flösselten wir bis zum Schacht bei 700 m und genossen dabei die sehr klare Sicht und mitunter recht enge Höhle. Denjenigen, der Augen dafür hat, belohnt die Höhle mit wunderbaren, geradezu „magischen“ Lichtspielen. Tipp an dieser Stelle: Nicht direkt in die Höhle oder auf die Leine leuchten, sondern an die Decke. Luftblasen und der helle Stein tun dann das übrige… Nach einem kurzen Abstecher in den Schacht ging es dann auch schon wieder an den Rückweg. Entspannt und mit leuchtenden Augen erreichten wir nach ca.2 Stunden den Höhlenpool. Nach Abbau unserer Ausrüstung fuhren wir direkt zum Hotel, wo nach einer Woche campen eine warme Dusche, ein Spiegel (!) zum Rasieren und ein richtiges … (okay, das übergehen wir an dieser Stelle…) auf uns warteten. Danach suchten wir die Strandpromenade heim, wo wir bei Essen und Wein die Ereignisse der Woche Revue passieren ließen.

    Tag 6

    Am darauffolgenden Morgen wurde dann die eigentliche Rückreise angetreten. Dank der mitgeführten Funkgeräte konnten wir selbst während der Fahrt eine sehr lange Zeit über das Erlebte diskutieren.

    In diesem Sinne,

    Eure Cavebase

  • Serbien, Adrijan Cave (Teil 3/3)

    Serbien, Adrijan Cave (Teil 3/3)

    Teilnehmer: Andreas „Andi“ Voigt, Marc Große, Oliver „Oli“ Kurtz, Danny Beiert, Darko Petkovic, Steffen Kiesecker, Sven Bender

    Als Abschluss unseres Aufenthaltes in Serbien 2012 hatten wir vor, noch einmal eine Position anzufahren, bei welcher wir zu unserem ersten Besuch 2010  nicht optimal vorbereitet waren. Dieses Jahr soll es anders sein…

    Danny und Darko hatten sich intensiv auf „beste Bedingungen“ vorbereitet und sollten einen Tauchversuch durchführen.

    „Wir überqueren einen kleinen Fluß und glücklicherweise ist der Wasserstand recht niedrig. Auf der anderen Seite angekommen, sehen wir nach wenigen Metern in den Eingangsbereich der Höhle.

    Durch eine schmale Öffnung im Fels geht es ca. 10m weit hinein in eine trockene Vorhalle. Wir können hier aufrecht stehen und nach links und rechts ist ausreichend Platz. Lehmablagerungen am Boden und den Wänden weisen darauf hin, dass dieser Bereich temporär auch Wasser führt. Weiter hinten erkennen wir die Fortsetzung.

    Die Ausrüstung bugsieren wir durch einen engen Schluf in eine weitere Halle. Hier ist der gesamte Boden, die Wände und bis weit an die Decke heran, alles stark mit Lehmablagerungen bedeckt. Von hier aus sind es noch ca. 10 Meter bis zum etwa 4x6m großen Pool mit seinem kristallklaren Wasser! Überall ist es rutschig und egal wo man hinfasst, sofort haftet überall feuchter Lehm dran. Fledermäuse, die wir an der Höhlendecke ausgemacht haben, stören unsere Aktivitäten offensichtlich nicht. Um die Tiere nicht unnötig zu stören, wird leise gesprochen…

    Andreas, Oliver und Marc und unsere Begleiter helfen Darko und mir auf dem rutschigen Untergrund mit maximaler Unterstützung in die Ausrüstung. Es ist total rutschig. Ich komme als erster an den Pool und vorsichtig lasse ich mich rückwärts in das noch kristallklare Wasser gleiten. Dabei vermeide ich jegliche weitere Bewegung. Ich drehe mich vorsichtig auf den Bauch und mit der aufgesetzten Maske kann ich noch erkennen, wie sich der trichterförmige Pool ausrichtet und kann sehen, wo sich die Höhle weiter fortsetzten könnte, wo „das Wasser herkommt“. Am Grund des Trichters kann ich an einer Stelle saubere Kieselsteine ausmachen! Genau dort musste eine Strömung vorhanden sein- dieser Bereich scheint sedimentfrei zu sein…

    5 Sekunden später ist die Sicht völlig eingetrübt! Eine dunkelbraune Wolke wälzt sich durch den soeben noch glasklaren Pool. Selbst durch die geringsten Wasserbewegungen wirbelt das feine Lehmsediment auf. Nichts ist mehr zu erkennen, wir schwimmen quasi in Milchkaffee…

    Kurze Lagebesprechung mit Darko, der mittlerweile im Wasser neben mir angelangt ist. „Darko – ich habe gesehen, wo es langgehen muss, bist Du bereit?“ Sein klares Statement- „Auf geht’s!“ Auf solche ungümstigen Bedingungen hatten wir uns schließlich ein lang Jahr vorbereitet! Nach dem Check unserer Ausrüstung befestige ich das Reel am Seil unserer Einstiegshilfe und wir tauchen ab. Da ich gesehen habe, wo es entlang gehen muss, gehe ich voran. Darko ist hinter mir im Touch Contact und wir tauchen im Kaffee ab.

    Es ist wirklich gar nichts mehr zu sehen- eine Minute später erreichen wir den Grund in 3m Tiefe, es ist ein fester Unterboden aus Kieselsteinen. Seitlich kann ich einen Durchbruch ertasten. Die Decke und Seitenwände sind felsig, keine Lehmbank, hier geht es weiter. Im ca. 45°Winkel senkt sich der Boden weiter ab. Mit äußerster Vorsicht tauchen wir weiter nach vorn. Der Gang fällt weiter in östliche Richtung ab, die Gangdimensionen kann ich nicht mehr ertasten, sie nehmen zu. Ich finde eine Möglichkeit für den zweiten Befestigungspunkt. Mittlerweile können wir uns neutral austarieren, ich sehe Darkos ruhige Lampenführung neben mir und die Sicht am felsigen Boden der Höhle scheint zuzunehmen.

    Ein kurzes O.K. gibt mir an, weiter nach vorn zu tauchen- und wie von Zauberhand sind wir wenige Meter weiter aus der Lehmwolke heraus und befinden uns in kristallklarem Wasser! Endlich können wir den Gang deutlicher wahrnehmen! Uuunglaublich! Unsere Lampen wandern langsam nach allen Richtungen. Der Gang ist etwa 2×2 Meter in den Dimensionen und richtet sich nach Nordosten aus. Wir haben 12m Teife erreicht.

    Strömungsbedingte Ablagerungen am kieselreichen Boden zeigen an, dass hier Wasserbewegung ist. Das Karstgestein ist über schwarz bis schneeweiss verfärbt, die Wände sind teilweise scharfkantig korrodiert – und wir sehen die weitere Gangfortsetzung. Wir folgen einem kleinen Schacht. Hinter einer Engstelle scheint es weiter zu gehen. Wir tauchen durch diese hindurch und folgen dem weiteren Gangverlauf bis auf 23m Tiefe- und ständigen Richtungswechseln. Es geht immer tiefer in diese Höhle hinein. Darkos Lampenschein ist immer neben mir. Nach etwa 120m Eindringtiefe steigt das Profil des Ganges leicht auf 18m in östliche Richtung an und wir können hinter einer Kuppe tiefer in den Gang leuchten- es geht einfach nur weiter, weiter, weiter…

    Leider mahnt uns genau hier der Blick auf das Finimeter. An einer geeigneten Stelle befestige ich das Reel, Darko trennt die Leine und wir setzen eine Markierung auf der Leine. Wir haben den vereinbarten Umkehrdruck erreicht- hier müssen wir leider umkehren. Wasser läuft in meine Maske- das passiert mir immer, wenn ich unter Wasser ein breites Grinsen im Gesicht habe. Es war mir eine Ehre, Darko!

    Auf dem Rückweg geniessen wir noch einmal, was vor uns noch kein Mensch zuvor gesehen hat! Es ist ein nicht zu beschreibendes Gefühl. Die erstaunlich geringe Perkolation lässt uns bis kurz vor den Höhlenausgang die Höhle noch einmal geniessen. Die Wasserqualität schein gut zu sein, Qualitätsproben werden darüber Aufschluss geben…

    Mein Partner gleitet ruhig voraus, wir tauchen in Ruhe in Richtung Ausgang und erst hier merke ich, wie mein Puls doch ein wenig abfällt. Bevor wir im Höhlenpool den Kopf nach 45 Minuten wieder aus dem Wasser stecken können, folgen wir unserer Leine durch den Kaffee und werden mit einem leisen Applaus von unserem Team begrüßt. Jeder freut sich mit uns. Team Cavebase hat eine weitere Höhle zum ersten Mal erfolgreich betaucht!“

    Offensichtlich wurden unsere Aktivitäten in Serbien auch auf höherer Ebene beobachtet. Noch halb im Trocki werden Danny, Darko und das Team am Parkplatz unserer Fahrzeuge vom Serbischen Minister für Natur und Umwelt, Herr Srdjan Belij,  begrüßt! Angereist mit einer kleinen Delegation wird noch vor Ort die weitere Zusammenarbeit mit CAVEBASE besprochen. Da wir diese Höhle als erste Menschen betaucht haben, dürfen wir als Team CAVEBASE der Höhle einen Namen geben. Wir überlassen Darko die Namensgebung. Zukünftig wird diese Höhle den Namen seines Sohnes „Adrijan“ tragen.

    In diesem Sinne,

    Eure Cavebase

  • Serbien, Jelovacko Vrelo  –  „serbische Ressel“ (Teil 2/3)

    Serbien, Jelovacko Vrelo – „serbische Ressel“ (Teil 2/3)

    Teilnehmer: Andreas „Andi“ Voigt, Marc Große, Tobias „Tobi“ Ziegler, Wilke Reints, Oliver „Oli“ Kurtz, Danny Beiert, Darko Petkovic, Manuel „Manu Fio“ Fiore, Florian „Flo“ Hang, Steffen Kiesecker, Sven Bender

    Die Weiterfahrt zu unserer nächsten Position, Jelovacko vrelo hat uns alle sehr an die vertraute Carjac Umgebung erinnert. Nach einer spannenden Fahrt von ca. 1 Std. haben wir unser Ziel, eine unbekannte Höhle, nahe der bulgarischen Grenze erreicht.
    Ein schneller Blick in den glasklaren Pool hat sofort eine Euphorie bei uns ausgelöst. Waren wir doch bis jetzt eher Höhlen mit mäßigen bzw. schlechteren Sichtweiten gewohnt. Nach der Besichtigung haben wir uns entschlossen den bereits vordefinierten Plan umzusetzen. Damit haben sich Danny und Darko für den ersten Tauchgang vorbereitet, während der Rest vom Team die Ausrüstung zum Höhlenpool vorgetragen hat.
    In ca. 40min. waren Danny und Darko bereits im Wasser und haben ihre Seitenflaschen anlegt und den obligatorischen Oberflächencheck durchgeführt.

    Darko beschreit den Tauchgangsverlauf wie folgt:

    „Ich habe nach dem Briefing einen kurzen Blick in Richtung Eingang geworfen, und festgestellt, dass der Eingang recht komfortabel und groß ist. Wir sind auf 3m abgetaucht um dort unseren Primary Tie Off zu setzen. Auf 6m wurde der secondary tie off platziert und unmittelbar vor dem Eingang zu dieser unbekannten Höhle haben wir unter gegenseitiger Kontrolle nochmals alle Ventile gecheckt.

    Sehr vorsichtig und mit äußerst bedachten Flossenschlägen sind wir langsam in die Höhle vorgedrungen. Wir haben gemeinsam nach einem weiteren tief off gesucht und dabei die Umgebung genau beobachtet um den Verlauf der Höhle möglichst präzise zu erfassen. Nach 10m Eindringtiefe trafen wir bereits auf unsere erste Restriction. Die Restriction war fast schon komfortabel, ein leichtes verlagern nach rechts ermöglichte ein problemloses passieren mit unserem D12 inkl. der zwei Stages.

    Nach dem ich als erster die Restriction hinter mich gebracht hatte, habe ich mich umgedreht und Danny beim durchtauchen der Restriction beobachtet. Kurz danach haben wir den nächstem tie off gesetzt und sind weiter in die Höhle vorgedrungen. Nach ca. 20m erwartete uns auf 16m Wassertiefe bereits die nächste Restriction, auch diese Engstelle haben wir ohne größere Probleme durchtaucht.

    Wir beide stellten nun fest, dass das Gefälle der Höhle immer mehr zunimmt und die Wassertiefe nun merklich schneller zunahm. Bei 21m Wassertiefe hat uns bereits die nächste Restriction erwartet, diese war nun etwas schwerer zu betauchen, wir mussten alle unsere Seitenflaschen vorholen um diese Engstelle überhaupt passieren zu können. Während meines ersten Versuchs die Restriction zu durchqueren, bemerkte ich, dass ich eigentlich bereits feststeckte. Danny hatte diese Situation von hinten beobachtet und mit einem beherzten Ruck den Teil meiner Ausrüstung zurechtgerückt, der mich am durchqueren gehindert hatte. Nach dem passieren der Restriction habe ich Danny ebenfalls beim durchtauchen beobachtet und kleine Hilfestellungen gegeben.

    Ohne weitere Probleme sind wir weiter dem Höhlenverlauf gefolgt und haben immer wieder neue tie offs zum befestigen der Leine gesetzt. Die Höhle war in diesem Bereich, bei ca. 30m sehr geräumig und erinnerte mit seinen Felsformationen und Dimensionen sehr stark der französischen Ressel.  Der Höhlenverlauf wechselte immer wieder von links nach rechts und das bei stetig zunehmender Wassertiefe. Bei einer Penetrationstiefe von ungefähr 110m haben wir kurz gestoppt um die Situation hinter uns zu überprüfen. Ich konnte lediglich einen leichten, aber nicht beunruhigender Siltout ausmachen. Wir überprüften unsere Gasvorräte und beschlossen weiter in die Höhle vorzupushen.

    Die nächsten 50m waren stark abfallend, so dass wir schnell eine Tiefe von 38m erreichten. Wir haben uns für das vordringen viel Zeit genommen und die Höhle in Struktur und Formation sehr genau angesehen um evt. abzweigende Gänge nicht zu übersehen. Als wir eine Tiefe von 48m erreichten, haben wir den letzten tie off gesetzt, die Leine aber nicht vom Reel abgeschnitten. Wir wollten, dass das zweite Team dort weitertaucht um am Ende eine durchgehende Leine verlegt zu haben.

    3 bis 4 Minuten später haben wir den Tauchgang beendet und den Rückweg eingeleitet. Auf dem Rückweg haben wir an der einen und anderen Stelle den Leinenverlauf optimiert um auch bei einer Null Sicht Situation sicher an der Leine austauchen zu können. Speziell an den drei Restrctions hatte sich die Sicht bereits verschlechtert, so dass unser austauchen etwas länger dauerte. Auf dem Weg nach oben haben wir unsere Dekostops eingeleitet und während der Deko-Pause haben wir uns bereits unterwasser darüber „unterhalten“ was wir soeben erlebt hatten.

    Wir waren beide überglücklich, eine so schöne Höhle mit so guten Sichtverhältnissen als erster Mensch betaucht zu haben. Wir haben uns unter Wasser gegenseitig gratuliert und hier hat sich wieder gezeigt, dass ein gutes Training und die richtige Planung zu einem erfolgreichen Tauchgang führt.

    Nach dem auftauchen haben wir das Team informiert die uns ebenfalls zu diesem Erlebnis gratulierten. Ich möchte mich an dieser Stelle bei Danny ganz herzlich für die souverän durchgeführte Erstbetauchung der „serbischen Ressel“ bedanken – es hat riesengroßen Spaß gemacht!“

    In diesem Sinne

    Eure Cavebase

  • Serbien 2012 – „Forellenhof“ (Teil 1/3)

    Serbien 2012 – „Forellenhof“ (Teil 1/3)

    Teilnehmer: Andreas „Andi“ Voigt, Marc Große, Tobias „Tobi“ Ziegler, Wilke Reints, Oliver „Oli“ Kurtz, Danny Beiert, Darko Petkovic, Manuel „Manu Fio“ Fiore, Florian „Flo“ Hang, Steffen Kiesecker, Sven Bender

    Nach vielen Monaten der Vorbereitung trafen sich die Projektteilnehmer am Abend des 29.09.2012 in Ungarn, um gemeinsam die Grenze zu Serbien zu überqueren. Nach vielen weiteren Stunden Fahrt erreichten wir voller Erwartungen unseren gemeinsamen Zielort , den  Aqualandwirt „Forellenhof“. Primäres Ziel für die kommenden 3 Tage war es, einen unbekannten Höhlenverlauf ab 123m Tiefe zu erkunden.

    Im Zeichen dieses Vorhabens  musste viel Arbeit investiert werden: Habitat platzieren, Gasdepots anlegen, Scooter und Heiztanks in die Höhle verbringen,  etc.

    Die Setup Dives wurden im Bereich von 21m bis 63m durchgeführt. Insbesondere der tiefere Setup Dive hatte es in sich. Marc und Andreas mussten jeder einen zusätzlichen Heiztank, zwei 140m Stages, einen Scooter und ein 18/55 Dekogas in dem sehr engen, senkrecht verlaufenden Schacht befestigen. Die beiden verwendeten zur Befestigung die bereits installierte Leine, teilweise wurden die Flaschenpakete zusätzlich mittels Leashes gesichert; ein ungewolltes Absinken musste unter allen Umständen verhindert werden.

    Andreas, der diesen Tauchgang OC durchführte, sah wirklich beeindruckend aus – überall hingen Flaschen, Heiztanks und Scooter. Bei einem derart behängten Taucher ist es nicht mehr möglich alle Seitenflaschen links zu tragen, daher haben wir im Team speziell für diesen Fall einen zusätzlichen D-Ring am unteren Ende der rechten Doppelflasche angebracht. Hier können Flaschen komfortabel eingehängt werden, ohne allzu sehr die Freigabe der Long Hose zu gefährden.

    Trotzdem verpufften die Flossenschläge der beiden Taucher fast wirkungslos. Andreas und Marc sahen irgendwie wie zwei „Flugzeugträger“ aus.

    Beim Abtauchen passierten die beiden das bereits am Vormittag gesetzte Habitat entlang der Leine, die nun direkt in einen kurzen, aber engen Schaft führte. Marc stieß voraus, während Andreas die Schlaufe mit dem zu deponierenden Ausrüstungspaket vom Hüftgurt löste, nach vorne schwang und durch den Schaft an Marc weiterreichte. Danach ging es auch für ihn kopfüber durch den Schacht. Nach Wiederaufnehmen des übergebenen Ausrüstungspaketes und kurzer Orientierung tauchten beide entlang der vorbereiteten und markierten Leine in Richtung des eigentlichen Schachtes, der vom gerade durchquerten Schaft durch einen gezackten Gang mit deutlichen Höhenunterschieden getrennt ist.

    Beim Dahingleiten fielen die Blicke immer wieder auf das sehr dunkle Gestein, dass stellenweise deutliche weiße Stellen aufwies, offensichtlich handelte es sich an diesen weißen Stellen um eine beschädigte Oxydationsschicht. Nach ca. 5min. Tauchzeit erreichten Marc und Andreas den Übergang zum eigentlichen Schacht. An dieser Stelle hat der Schacht max. noch 2x1m und einen elliptischen Querschnitt, was bei der mitgeführten Ausrüstungsmenge fast schon zu eng war. Die beiden waren gezwungen mit den Füßen voraus abzutauchen. Zuerst Marc, dann Andreas. Unmittelbar nach dieser „Engstelle“ wurde der 21m Gaswechsel erforderlich. Alles klappte wie am Schnürchen, die Sicht hatte sich sogar ein wenig verbessert, so dass fast komfortable 5m Sicht zur Verfügung standen. Nach Gaswechsel und gegenseitiger Überprüfung tauchten beide in den tiefen Teil der Höhle – bald sollte 63m Tiefe auf dem Display der Computer erscheinen…

    Marc und Andreas waren tief beeindruckt, wie sich die Höhle im unteren Bereich schrittweise weitete um dann doch wieder zu einem schmalen Gang überzugehen – alles senkrecht – kaum waagerechte Formationen und immer pechschwarzes Gestein, dass förmlich jedes Licht sofort absorbiert.

    Bei 63m wurden schließlich die beiden Depots für Tobias und Wilke errichtet und kurz vor dem Verlassen dieser bizarren Felsformationen ein letztes mal die abgelegten Seitenflaschen überprüft. Jetzt stand der Aufstieg bevor, vorsichtig folgten beide der Leine um so wenig wie möglich Schwebeteilchen aufzuwirbeln. Gott sei Dank gab es in derHöhle eine  kaum spürbare Strömung, so dass aufgewirbelte Schwebeteilchen langsam aber stetig zum Ausgang befördert wurden –  damit klarte zumindest über Nacht die Höhle wieder auf.

    Ohne die Stages, Scooter und zusätzlichen Heiztanks konnten die beiden endlich die Höhle und ihre Formationen genießen. Die Sicht lag immer noch bei 5m, was aber auf Grund des engen Ganges, der ebenfalls max. 5m im Durchmesser aufwies, als verhältnismäßig gut wahrgenommen wurde. Bei den Dekostops ab 27m musste immer wieder improvisiert werden: die Höhle bot einfach nicht immer genügend Platz für beide Taucher um exakt die Tiefen einhalten zu können. Beide versuchten sich so gut wie möglich  im Gangprofil zu positionieren um wenigsten annähernd im vorgegebenen Tiefenbereich zu dekomprimieren.

    Aber auch der schönste Tauchgang ist irgendwann zu Ende und nach knapp 2 Std. erreichten Marc und Andreas mit leuchtenden Augen den Quelltopf.

    Am Ende des Tages waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, das Habitat auf 7,4m platziert, die Gasdepots auf 21m, 36m und 63m erfolgreich angelegt und geprüft – dem Push Dive stand damit nichts mehr im Wege.

    Push Tag (ein Erlebnisbericht von Wilke)

    Tobias und ich standen an unserem Push Tag recht früh auf. Ab 6:00 Uhr war eh nicht mehr an schlafen zu denken. Die Gedanken kreisten permanent um den Tauchgang und dessen Planung. Wird alles glatt gehen? Sind die Supporttaucher genau an der richtigen Stelle? Wie wird die Höhle ab 120m Wassertiefe aussehen? Finden wir einen Gang? Finden wir eine Fortsetzung? Können wir unsere  Grundzeit von 60min auf 120m Durchschnittstiefe, bei max. 140m Tiefe voll ausschöpfen?

    Tobias und ich beschlossen, dass wir uns in Ruhe auf den Tauchgang einstimmen wollten, etwas abseits von den Anderen haben wir uns auf der Terrasse an einen Tisch gesetzt und gemütlich unser Wasser getrunken –  mittlerweile bereits die zweite 1,5l Mineralwasserflasche. Die restlichen Teammitglieder waren bereits voll im Arbeitsprogramm.  Die einen bereiteten ihre Ausrüstung vor, während sich andere bereits umzogen, an einer anderen Stelle wurden noch Flaschen gefüllt. Alles erfolgte unter dem begleitenden Motorengeräusch unseres Kompressors.

    Uns war das zu viel Trubel und wir stellten fest, dass die Terrasse ein sehr guter Ort zum Umziehen ist. Also Thermounterwäsche angezogen, und das Treiben des Teams aus der Ferne beobachtet.

    Irgendwann kam das Zeichen „Fertigmachen zum Tauchen“. Das war der Moment auf den wir nun schon seit Monaten warteten. Schlagartig wurde es ernst: Heizweste anlegen und  Trockentauchanzug anziehen; man achtet automatisch peinlich genau auf jede Einzelheit: Sitzt der Anzug? Sitzt die Heizweste? Funktioniert die Entwässerung 😉 ? Man kann tun was man will, aber wenn ein 140m Tauchgang mit 60min Grundzeit unmittelbar bevorsteht, steigt der Puls – ob man nun will oder nicht aber Körper und  Geist sind sehr angespannt.

    Am Tauchplatz standen unsere beiden Doppel 20 Rebreather Frames fertig vorbereitet auf dem Rentnertisch. Wir führten unter Beobachtung der Teammitglieder unsere Rebreatherchecks durch. Funktioniert der Switchblock? Dichten die O-Ringe den Rebreather korrekt ab? Sind die Gegenlungen in einem einwandfreien Zustand? Ist das OC-Mundstück funktionsbereit? Hier darf sich kein Fehler einschleichen, nichts darf ab jetzt mehr dem Zufall überlassen werden. In dem Bereich, in den wir im nächsten Moment eintauchen werden, zieht jeder Fehler, jedes Problem schnell katastrophale Folgen nach sich.

    Der Rebreather wiegt fast 100kg und beim Hineinschlüpfen ächzt man wie ein stark überladener Packesel; der Trockentauchanzug schränkt einen sowieso schon ein und allein das Hinabgleiten  vom Rentnertisch ins Wasser bringt den Puls auf 140 Schläge pro Minute. Anstrengung und Aufregung stehlen einem fast den Atem und in unseren Gesichtern erkennt man deutlich den Stress,  dem wir ausgesetzt sind. Kein Grinsen, kein lustiger Spruch – auch den anderen steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben – wenn jetzt was schief geht ist unter Umständen die gesamte Vorarbeit umsonst. Alles wird doppelt und dreifach geprüft und jeder Handgriff erfolgt unter den prüfenden Blicken der Teammitglieder – man spürt förmlich wie ein Gedanke in allen Köpfen regelrecht pocht: „Hoffentlich klappt alles wie geplant“.

    Dieser Moment ist der aufregendste von allen. Man steht im Wasser mit einem wahnsinnig schweren Tauchgepäck auf dem Rücken, kann sich über Wasser kaum noch bewegen und ist im Begriff so tief in eine Höhle abzutauchen, dass viele einen solchen Tauchgang als lebensmüde bezeichnen würden. Das Risiko ist tatsächlich nicht zu unterschätzen, aber Vorbereitung, Professionalität, Teamgeist, Buddy Awareness und viel Erfahrung geben schlussendlich die notwendige Sicherheit um doch abtauchen zu können.

    Es ist schon komisch: über Wasser zittert man fast vor Aufregung, aber kaum ist der Kopf unter Wasser schon beruhigt sich alles innerhalb weniger Sekunden. Es ist als wäre man angekommen. Obwohl noch kein Meter getaucht wurde weiß man „hier ist man richtig“, kein Trubel, kein Lärm nur noch das leise, kaum wahrnehmbare Zischen des Rebreathers. Einfach nur Stille. Diese Stimmung und Eindrücke sind einzigartig und nur beim Tauchen zu erfahren. Die Ruhe, die Leichtigkeit der Bewegung, die Gewichtslosigkeit im Wasser stehen in einem totalen Widerspruch zu den Erfahrungen über Wasser. Alle Aufregung, jeder Stress fällt augenblicklich von einem ab und man ist bereit, den Tauchgang ohne Stress und ohne „ungutes Gefühl“ zu starten.

    Das Abtauchen verläuft nach Plan, das Habitat befindet sich im Eingangsbereich und wird  von uns oberflächlich innerhalb von schätzungsweise 2min. inspiziert. Die Sicht hatte sich über Nacht beruhigt und wir erkennen sofort, dass Heiztanks, Sauerstoff und Breakgas korrekt am Habitat montiert sind. Also gleiten wir langsam in Richtung Höhleneingang. Die erste Röhre hat wenig Einladendes und erinnert mit ihren schwarzen Wänden und schlechten Sichtweiten eher an ein Bergwerk als an eine Unterwasserhöhle. Erst jetzt beginnt der eigentliche, senkrecht verlaufende Schacht – an dieser Stelle befinden wir uns bereits auf 21m und der erste Gaswechsel steht bevor. Wir überprüfen die Backup-Dekogase, die für eine Notfall OC Deko deponiert wurden und wechseln unser 50/25 gegen ein 18/55 Gas, um dem Verlauf der Höhle bis zum letzten Gasdepot auf 63mzu folgen.

    Ich tauche voran, stets den Lampenkegel von Tobias im Auge – Tobias folgt mir mit einem Abstand von ca. 2m. Wir folgen kontinuierlich dem schwarzen, senkrecht nach unten verlaufenden Schacht. Stellenweise wird es enger, so dass unsere Flaschen immer wieder gegen die Felswände schlagen und wir unsere Sinkgeschwindigkeit reduzieren müssen.

    Andererseits ist es auch wieder so breit, dass bequem nebeneinander abgetaucht werden kann. Wir sinken und sinken. Mit ca. 10m pro Minute sind wir permanent mit dem Druckausgleich beschäftigt und können wenig auf die bizarren Felsformationen achten.

    Unsere letzte Gas-Station vor dem Unbekannten liegt auf 63m Wassertiefe. Jetzt wird das 140m Gas, ein 8/80er aufgenommen, das 18/55 in der Leash verstaut und der Scooter eingeklinkt. Die Sicht in diesem Bereich beträgt komfortable 7 bis 8m bei sehr wenig Sediment und wenig Perkulation – also eigentlich eine Standardsituation. Dennoch kontrollieren wir uns gegenseitig sehr genau, denn keiner von uns will aus Versehen ein 18/55 in 140m Wassertiefe atmen. Das 18/55 im Leash haben wir zur Sicherheit dabei, weil wir nicht wissen wie der Gangverlauf sein wird. Mit dem 140m Gas können wir nur bis knapp 60m auftauchen . Man kann sich vorstellen wie blöd es wäre, wenn wir nach den bekannten 123m Tiefe einem Höhlenverlauf auf kleiner 60m hätten folgen müssten und nicht könnten – daher das 18/55 um schlussendlich einen Tiefenbereich von 140m bis 21m abdecken zu können.

    Ab dem 63m Stopp steigt die mentale Belastung. Jeder von uns weiß, dass wir ab jetzt die „Zivilisation“ verlassen und wir in Gebiete vordringen, die lebensfeindlicher nicht sein könnten. Der Abstieg geht auch hier verhältnismäßig schnell. Die Sicht beträgt noch immer 5m, wir passieren die 70m, die Höhle wird größer, wir passieren 80m, der Gangverlauf wird enger und wir sinken weiter in Richtung 90m Wassertiefe ab. Immer wieder scheuern unsere Flaschen mit nervigen Schleifgeräuschen gegen die Felswände. Wir steigen immer schneller ab und plötzlich –  völlig unerwartet- bricht die Sicht schlagartig zusammen. Ohne Vorwarnung befinden wir uns in einer milchigen „Brühe“ bei einer Sicht von max. 2m. Unwillkürlich kneife ich die Augen zusammen um etwas mehr in die Ferne schauen zu können. Leider bringt das gar nichts, die Sicht bleibt natürlich schlecht und die Orientierung in der Höhle wird extrem anspruchsvoll – jetzt bloß nicht die Leine aus den Augen verlieren!

    Wir tauchen unfreiwillig und viel zu schnell in diese milchige Glocke aus feinstem Sediment. Unsere 21W HID Brenner sind fast zu schwach und die Umgebung verdunkelt sich schlagartig. Der Lichtkegel von Tobias ist nun kaum noch zu erkennen, obwohl er sich gerade mal 3m von mir entfernt aufhält. Wir bremsen den Abstieg, mittlerweile zeigt der Tiefenmesser 100m an und die Sicht wird nicht besser. Mit einem Abstand von 50cm zur Wand sinken wir vorsichtig in Richtung >Höhlengrund – immer die Leine direkt vor den Augen. 110m und immer noch kein Grund zu sehen, 120m und weiterhin kein Grund sichtbar – und plötzlich bei 121m taucht schemenhaft der Boden unter uns auf. Zunächst denkt man, dass die Augen einem einen Streich spielen, aber mit zunehmender Sicherheit erkennt man nach und nach den Grund. Wir haben beide Mühe unsere Wings so auszutarieren, dass wir nicht in das feine Sediment einschlagen. Wäre das passiert, hätten wir uns sofort aus den Augen verloren und wir hätten vermutlich abbrechen müssen.

    Wir sind  jetzt also tatsächlich am Grund dieser Höhle angekommen, eine 123m Wassersäule steht über unseren Köpfen inkl. der zig Tonnen schwarzen Gesteins. Der einzige Weg nach oben besteht aus einem engen dunklem Gang – irgendwie hat das was.

    Die Sicht beträgt 1m und die Orientierung fällt schwer. Erstmal durchatmen und die eigene Lage überprüfen. Ausrüstung o.k.? Tauchpartner o.k.? Ein kurzes Abfragen per Lampenkommunikation bestätigt, dass wir gesund und munter an unserem vorläufigen Ziel angekommen sind. Die Anspannung seit dem Eintauchen in die milchige Glocke weicht allmählich einem neuen Gefühl: „Wie geht es hier wohl weiter?“ Das ist es was Exploration ausmacht. Wir befinden uns an einer Stelle, die Menschen zuvor noch nie gesehen haben.Seit Millionen von Jahren gibt es diesen Fleck auf unserer Welt und Tobias und ich sind die ersten Menschen auf der gesamten Welt, die diesen Bereich erforschen können – ein unglaublich erhabenes Gefühl! Prompt schießen einem die nächsten Gedanken in den Kopf: „Wo ist das Leinenende? Wie verlaufen die Wände? Wo geht’s am ehesten weiter?“ Jetzt will man’s wissen! Nach dem kurzem Kopfkino konzentrieren wir uns wieder auf unsere Arbeit, Tobias und ich legen unsere zweite 140m Stage, wie beschlossen ab, weniger Ausrüstung erhöht die Bewegungsfreiheit und macht uns etwas schlanker – in dieser Umgebung eine willkommene Eigenschaft.

    Wir befestigen unser Reel und beginnen neue Leine zu legen. Wir folgen intuitiv dem Wandverlauf und tatsächlich: vor uns tut sich ein Gangverlauf auf. Er verläuft leicht steigend und wir folgen ihm langsam aber vorsichtig. Überall liegt feinstes, hellbraunes Sediment. Die kleinste Berührung löst sofort einen Siltout aus. Der Einsatz unserer Scooter ist hier definitiv nicht möglich. Natürlich weiß man nie was einen erwartet und man hofft immer wieder das sich die Sicht verbessert und das der Einsatz der Scooter vielleicht noch möglich wird. Aber an diesem Ort verbesserte sich leider nichts, wir explorieren und verlegen die Leine vorbildlich und konzentrieren uns auf unsere Arbeit.

    Nach ca. 100m wird der Gang enger und enger, während die Tiefe kontinuierlich abnimmt. Durch die Enge schlagen unsere Flossen immer häufiger gegen die Wand und lösen augenblicklich kleine Sedimentlawinen aus. Wir wissen, dass wir den gleichen Weg wieder zurück müssen und bereiten uns bereits seelisch darauf vor per Touch Kontakt zur Leine diesen Teil der Höhle zu verlassen. Der Gang endet – nichts zu machen! Ein weiteres Vorstoßen ist leichtsinnig, es bringt nichts, sich mit einer Doppel 20 inkl. Rebreather, einem Scooter, einem Heiztank und zwei Stages  in das Ende einer Höhle zu pressen. Wie beschließen umzukehren. Nach ein paar Metern Rückweg befestige ich die Leine an einem großen Stein und wir treten den Rückweg an.

    Der Rückweg ist alles andere als schönes Höhlentauchen:  dicht an der Leine heißt es nun vorsichtig raustauchen. Durch die schlechte Sicht und die daraus resultierende Nähe zur Leine, müssen wir beide höllisch aufpassen, dass wir uns nicht in der Leine verfangen.

    Nach 36min zwischen 123 und 90m erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt bei 123m Tiefe. Wir nehmen unsere abgelegte Stage auf und beginnen mit dem Aufstieg. Ein langes Auftauchen steht bevor und es sollte ab jetzt noch fast 9 Std. dauern bis wir wieder den Kopf aus dem Wasser strecken können… eine lange Zeit um den Tauchgang mehrfach in „Zeitlupe“ geistig Revue passieren zu lassen.

    Im 60m-Bereich werden wir das erste mal von dem Deep Support empfangen: Oliver, Danny und Darko nehmen uns die nicht mehr benötigten Gase ab, erkundigen sich über den Verlauf und die jetzt bevorstehende Dekozeit. Nachdem die Drei feststellen, dass bei uns alles o.k. ist, tauchen sie gemäß ihrem eigenen Dekoplan auf. Tobias und ich haben nun unsere eigenen, wesentlich längeren Dekostops durchzuführen.

    Erst auf dem 21m Stop begrüßt uns das Shallow Support Team – selbstverständlich planmäßig, um wieder nicht benötigtes Equipment abzunehmen. Der Plan, dass Tobias und ich die Höhle komplett aufräumen und kein Equipment hinterlassen funktioniert – schlussendlich spart dies viel Zeit. Aber im engen Teil der Höhle hat die zusätzliche Ausrüstung mächtig genervt. Es ist einfach extrem unkomfortabel sich stabil zu platzieren, wenn um einen herum soviel Ausrüstung baumelt. Der Tauchpartner ist über oder unter einem und das Thema “Buddy Awareness” funktioniert nur noch per Lampenkegel – zeitweisen Blickkontakt – wie ich ihn persönlich gerne bei der Deko habe ist hier unmöglich.

    Der 12m Stop stellt uns noch vor eine Herausforderung. In diesem Bereich ist die Höhle extrem eng, so dass ein Taucher mit einer D20 und weiteren Flaschen eigentlich gar keinen Platz hat. Umso interessanter ist es für das Shallow Team zu sehen, wie wir uns in den Fels einkeilen – selbst ein Fisch kommt hier nicht mehr durch. Aber nach knapp 50min. ist auch dieser Stop vorbei und der Weg zum Habitat kann angetreten werden.

    Wir folgen dem Verlauf der Höhle und trafen bereits wenige Minuten nach Durchführung des 12m Stops in der „Habitathalle“ ein. Tobias besteigt zuerst das Habitat, danach komme ich an die Reihe – auch hier wird durch das ständige Arbeiten viel Sediment aufgewirbelt, so dass Kameramann Sven alle Mühen hat überhaupt brauchbares Filmmaterial einzufangen.

    Der Einstieg in das Habitat ist vergleichbar mit einem eleganten Tanz – Oliver und Danny kümmern sich mit einer bemerkenswerten Professionalität um uns: die beiden sind zu diesem Zeitpunkt  immerhin schon über 4 Std. im Wasser! Oliver berichtet später, dass der Platz um das Habitat sehr eng war und er massiv improvisieren musste, aber Tobias und ich bemerkten das überhaupt nicht, wir sind beide in Windeseile aus unseren Rebreathern geschlüpft und sicher ins Habitat eingetaucht.

    Selbstverständlich haben wir Hunger und ein weiteres Team bereitet die „Fressbox“ vor. Die Zeit im Habitat haben wir uns mit der GoPro Kamera, Essen und Sauerstoff/Breakgas Atmung (12min O2/8min Break mit 18/45) vertrieben . Alle Stunde taucht ein Supportteam zu uns hinab um sich über den Gesundheitszustand zu informieren – aber alles läuft nach Plan und Komplikationen sind in weite Ferne gerückt.

    Die Zeit im Habitat vergeht verhältnismäßig schnell, leider setzte über Wasser bereits am Nachmittag Regen ein, so dass es zwischen Habitat und Oberfläche zumindest im Bezug auf die Luftfeuchte keinen nennenswerten Unterschied gibt.
    Das finale Auftauchen wird daher auch für die an Land gebliebenen Teammitglieder zu einer letzten Geduldsprobe, nach weiteren 35min. O2 auf den Tiefen 6,5,4,3 und zwei Meter streckt Tobias als erster den Kopf durch die Wasseroberfläche, kurz danach folge ich, begleitet von „Schutzengel“ Darko.

    Alle Mitglieder stehen mit einem breiten Grinsen am Ufer, ein kleiner Applaus heißt uns  willkommen – ein voller Erfolg liegt hinter dem Team. Neben den Wetnotes-Nachrichten, die schon jeder kannte wurden wir jetzt mit Fragen bombardiert, wie ging es weiter? Wie tief wart ihr? Wie sieht es dort aus? In ausgelassener Stimmung haben wir haarklein unser Erlebtes wiedergegeben. Ein cooler Dive 😉

    Noch während der Deko der Pushtaucher wurden durch die Supportteams  die Flaschendepots der Leer- und Sicherheitsflaschen aufgelöst. Unmittelbar nach Austauchen der Pushtaucher konnte daher noch am selben Abend das Habitat an die Oberfläche gebracht und die Einstiegsleine entfernt werden.
    Unser erstes Projektziel war damit erfolgreich erreicht, so dass sich alle Beteiligten – zum Teil noch im Tauchanzug – unter Flutlicht ein Deko-Bier gönnen konnten. Darko hat es schön formuliert als sich alle bei ihm für diesen Teil des Trips bedankt haben: „Es hat sich gelohnt!“

    Terminbedingt mußten leider Manuel und Florian hier abbrechen und den Rückweg nach Deutschland antreten.

    Somit war der 03.10.2012 ganz der Verladung der Ausrüstung, dem letzten Aufräumen und der Verlegung nach Nis gewidmet. Das Fahrziel konnte trotz heißlaufender Kupplung am Sharan von Darko, Steffen und Sven mit Zwischenstopps rechtzeitig erreicht werden. Die Zwischenstopps dienten dem Filmen als auch dem Besuch des serbischen Nationalheiligtumes Crkva sv. Trojice. Noch auf der Autobahn nach Nis trafen wir auf eine serbische Polizeieskorte, die uns mit Blaulicht zu unserem Termin beim Oberbürgermeister von Nis und der örtlichen Presse brachte. Was für ein Erlebnis! Gerne übergaben wir ihm und unserer serbischen Partnerin die vorbereiteten Geschenke. Ein Höhepunkt des Treffens war ganz sicher die Unterzeichnung des vorbereiteten Vertrages mit der Region Nis, der die Cavebase verpflichtet, auf allen Serbienprojekten Station in Nis zu machen und die  Projektergebnisse mit den dortigen Verantwortlichen zu teilen.

    Der Abend stand ganz im Zeichen der Stadt Nis, das alle Beteiligten nach der einfachen bäuerlichen, aber trotzdem ausreichenden und guten  Versorgung der vergangenen Tage gerne genossen.

    Der nächste Tag sah uns dann auf einer scheinbar endlosen Fahrt in die Region Pirot. Hier galt es einen Quellzulauf zu erforschen. Bedingt durch die örtlichen Gegebenheiten erreichten wir unseren Tauchplatz sehr spät. Dennoch stiegen Darko und Danny in die höhlentaucherisch jungfräuliche Quelle ein und verlegten die ersten Meter Leine!

    Glücklich über den sich anbahnenden zweiten Erfolg stieg das zweite Team mit voller Montur (D-20 Kreisel und zahlreiche Seitenflaschen) ins Wasser. Den ersten Dämpfer gab es bereits im Höhlenpool, als sofort eine Tauchlampe ausstieg und ausgetauscht werden musste. Drei Restriktionen später war bereits in 21 m Tiefe endgültig Schluss, als Andreas beim dritten Versuch ohne Weiterkommen feststeckte. Es war Zeit, den Tauchgang abzubrechen, zu reflektieren, die Ausrüstung,das weitere Vorgehen in Ruhe zu überdenken und zu besprechen. In aller Ruhe gaben sich die Taucher das Zeichen zum Auftauchen und traten den Rückweg durch die überwundenen Restriktionen an. Auch hier war wieder das Ab- und Umbauen der Ausrüstung nötig, so dass doch bald 40 min vergangen waren, ehe der Quelltopf erreicht war. Damit war es für heute zu spät für einen neuen Versuch.
    Am Abend besprachen wir die Ereignisse des Tages und den Plan für die restlichen Tage, es stand noch ein Treffen mit dem serbischen Minister für Umwelt bevor. Und wir hatten noch die Möglichkeit an einer weiteren, nicht erforschten Höhle zu tauchen – nicht ganz unkritisch, denn es ist bekannt, dass der Eingangsbereich im extrem trübem Wasser liegt – hier kann ausschließlich nur per Touch Kontakt zur Leine in den Pool getaucht werden. Zu allem Überfluss wird die Höhle speziell im Eingangsbereich auch noch so eng, dass ein Taucher mit einem größeren Gerät sofort stecken bleibt. Bei Null Sicht kein schöner Gedanke.

    Diese Höhle machte ihrem Ruf alle Ehre, wateten wir doch bei den Vorbereitungen knöcheltief durch den klumpigen, feuchten und rutschigen  Schlamm. Fast konnte man das Kichern der Fledermäuse hören, die zum Teil nur einen oder zwei Meter entfernt hingen und unser Treiben beobachteten. Wir bissen die Zähne zusammen und brachten trotzdem die beiden Taucher Darko und Danny  ins Wasser. Beide hatten sich in einer Reihe von Null-Sicht-Tauchgängen auf den Weg in die Höhle und wieder heraus vorbereitet.

    Schon am Pool waren wir überrascht, als sich die trübe Sicht auf den Quelltopfrand zu beschränken schien und die Lampen nach dem Abtauchen noch verhältnismäßig lange zu sehen waren. Umso größer war unsere Überraschung als 40 min später Darko und Danny jubelnd wieder durch die Wasseroberfläche brachen. Suuuuuper Sicht und beste Verhältnisse im Höhlenverlauf waren die Belohnung für unser Durchhalten.

    Glücklich erreichten alle wieder den Parkplatz, auf dem nun scheinbar wie bestellt der Minister eintraf. Noch in voller Tauchmontur berichteten Darko und Danny dem Minister und dem serbischen Fernsehen von ihrem Tauchgang. Auf welches Wohlwollen wir trafen, zeigt die Tatsache, dass die Cavebase der noch namenlosen Höhle nun einen Namen geben durfte. Schnell war klar, dass dieses Recht an Darko gehen musste, der durch seinen intensiven, aufopferungsvollen Einsatz uns dieses Projekt erst ermöglicht hatte. Es war ein bewegender Moment als Darko sich entschied die Höhle nach seinem Sohn zu benennen. Wir können also stolz berichten, dass die Cavebase die „Adrian“ Höhle nicht nur zum ersten mal betaucht hat, sondern ihr auch einen Namen geben durfte.

    Fast man diese Woche in einem Satz zusammen, dann würde dieser wie folgt lauten:
    „Die Cavebase hat in nur einer Woche drei Höhlen weiter- bzw. neu verleint – dabei wurde bis zu 123m tief getaucht und gleich zweimal wurden neue Höhlensysteme entdeckt und  z.T. ausgeleint“

    Das hat es bis jetzt noch nicht gegeben und ist nur deshalb möglich, weil jeder im Team mit vollem Einsatz und ohne Vorbehalte auf ein Ziel hin arbeitet: „Höhlentauchen auf höchstem Niveau zu betreiben“

    In diesem Sinne,

    Eure Cavebase