Nach zehn Jahren des Wartens wollten wir unsere Projekthöhlen in Slowenien mal wieder in Angriff nehmen. Leider kam uns in der Zwischenzeit meistens das Wetter in die Quere und die Höhlen waren nicht tauchbar. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Höhlen dort sehr anfällig für Wasser, trüben schnell ein und/oder haben sehr viel Flow.
Vor allem der Hartnäckigkeit von Steffen ist es zu verdanken, dass wir Slowenien aber nie aus den Augen verloren haben und es nun endlich zu einem Revival geschafft haben. Steffen organisierte uns das perfekte Basislager, um unsere Tauchgänge zu starten: ein Weingut, romantisch gelegen im slowenischen Mittelgebirge. Dort traf am Samstagabend das ganze Team nach und nach ein, und bei Slivovic-, Speck- und Käse-Apero wurden bereits die ersten Pläne geschmiedet.
Als erstes wollten wir uns die Bilpa ansehen, in der Tobi und Flo 2015 ein unklar erscheinendes Ende vorfanden.
2015 hatte die Cavebase die Höhle bereits sehr genau vermessen und die Leine repariert.
Im Wesentlichen besteht die Höhle aus vier Sumps, wobei der letzte in über 50 m Tiefe endet.

Sonntagmorgen ging es vom Weingut zur nur 15 Minuten entfernten Höhle. Jedoch zogen alle lange Gesichter, als wir den Höhleneingang sahen – gefühlt hatte dieser gar keine Sicht. Nach einigen Scherzen über das berühmte Cavebase-Wetterglück beschlossen wir trotzdem ein „Guggerle“ zu machen; jetzt waren wir ja schon da und es war noch viel zu früh für Slivovic.
Hanna und Heinke waren das erste Team und legten ein Primary Reel, das bei den Bedingungen bitter nötig war. Entsprechend lange brauchten sie, bis sie die Leine fanden. Die beiden drehten schon im S1 aufgrund der schlechten Bedingungen um.
MCM und Max kämpften sich bis zum S3 vor und entschieden sich dazu, bereits einen Teil ihres Bailouts für den kommenden Tag dort zu lassen.

Im Wesentlichen kann man bis zum Ende des S2 im Wasser bleiben und in den Luftglocken schwimmen. Die Knackstelle ist ein großer See mit anschließendem Canyon zwischen S2 und S3, über den man das Material schleppen muss. Direkt vor dem S3 gibt es eine kleine Insel: Banana Island. Sie eignet sich perfekt, um Material zu deponieren.
Abends wurden dann Pläne für einen Vorstoß-Tauchgang gemacht. Fabian reihte sich ebenfalls in das Push-Team ein. Der Plan war, dass Heinke, Željka und Hanna helfen sollten, Fabians Material nach Banana Island zu transportieren. Ab dort würden MCM, Fabi und Max lostauchen. Auf dem Rückweg wollten unsere Mädels Foto- und Filmaufnahmen in den Trockenteilen machen und Wasserproben nehmen.
Hanna, studierte Chemikerin, hatte hierfür eigens eine Methode zur Wasseranalyse geschrieben, und die Cavebase hatte die entsprechenden Messinstrumente angeschafft. Die Idee war herauszufinden, ob es in den einzelnen Sumps der Bilpa Unterschiede in der Wasserqualität gibt. In S3 und S4 sollte dann das Push-Team die Wasserproben sammeln.
Im S3 war es für das Push-Team schwer, den Weg zu finden. Es gibt dort mehrere Abzweigungen mit teils vier verschiedenen Richtungen. Damit hatte niemand gerechnet – und bis auf den riesigen Cookie für das EOL hatten wir kein einziges Pigtail dabei. Anfängerfehler.
Aber: Safety first. Im Dreierteam konnten sie perfekt improvisieren und Doppelender, Wetnotes und sonstiges Material an den Abzweigungen platzieren.
Die drei konzentrierten sich darauf, in die Tiefe zu tauchen. Von der Maximaltiefe ging es in einem sehr großen und unübersichtlichen Gang senkrecht nach oben in einen langgezogenen See. Am Ende dieses Sees fanden sie einige Leinenreste und sogar einen alten Cavebase-Cookie von Tobi und Flo aus dem Jahr 2015. Sie rollten die Leinenreste ein und knüpften das Reel neu an der Oberfläche an. Ab hier ging es senkrecht in die Tiefe, vorbei an alten Leinenresten. Diese hörten irgendwann auf – und das Team tauchte ins Neuland.
Aufgrund schlechter Sicht, zu wenig Dekogas und einigen Equipmentproblemen (undichte Anzüge) drehten sie in einem horizontalen Gang auf 55 m Tiefe um. Sie mussten sich erst wieder zum Schaumsee zwischen S3 und S4 zurückdekomprimieren, bevor es erneut in die Tiefe in den S3 „Labyrinthsiphon“ ging.
Nach insgesamt sieben Stunden waren die drei wieder aus der Höhle draußen. Ein wenig Neuland war die Ausbeute, und wir haben das EOL wieder mit dem berühmten Riesen-Cavebase-Cookie markiert.

Nach zwei anstrengenden Tagen an der Bilpa ließen wir uns abends von der Weinbäuerin mit Gulasch verwöhnen und planten für den kommenden Tag einen FUN-Tauchgang an der Suha Dolca. Max und Fabi konnten in Sidemount-Konfiguration endlich die Restriktion bei 600 m durchtauchen. Das nächste Mal wollen die beiden auf jeden Fall mit Scooter wiederkommen und sich das Ende der Höhle ansehen.
Nun ging es für uns in den Norden des Landes, wo wir uns mit lokalen Höhlentauchern verabredet hatten, um die Möglichkeiten der Okence-Höhlen zu besprechen. Außerdem mussten wir Tariergas und OC-Gas auffüllen, was wir wie gewohnt im Stadion in Ljubljana erledigen konnten. Auch das Scouting uns unbekannter Höhlen stand auf dem Programm.
Die beiden Okence-Höhlen sind bei den slowenischen Höhlentauchern sehr bekannt. Fabian war schon öfter in der kleinen Okence und wollte sich den Versturz nach dem EOL im Sidemount anschauen. Bei schlechter Sicht mussten Fabian und Max einiges an Leine reparieren, nur um festzustellen, dass der Versturz nach der EOL tatsächlich nach mehreren Metern endet.
Auf dem Rückweg entdeckten sie jedoch eine interessante Nebenpassage ohne Leine, die nach einer engeren Stelle in einen großen schwarzen Gang führt. Die beiden markierten die Stelle mit einem Cookie für den Folgetag.
Am nächsten Tag waren unsere Mädels wieder gefragt und wollten sich den neuen Gang anschauen.
Hanna berichtet: Der Gang führt weiter in die Tiefe, hat sich aber als ein in sich geschlossener Raum herausgestellt. Die schlechte Sicht hatte trügerisch vermuten lassen, dass es größer weitergehen könnte.
Parallel dazu machten sich Marc und Max mit Rebreather und Scooter bereit, die große Okence zu erkunden. Die Slowenen berichteten, dass es nach einem Knick bei 80 m im 35 m-Bereich viele Optionen gebe, man aber aufgrund der langen Deko nicht viel Zeit zum Suchen hätte. Das wollten wir uns ansehen.

Bei maximal 2 m Sicht kämpften sich Max und Marc mit Dual-CCR und Scootern vorwärts, wurden jedoch aufgrund der Bedingungen gezwungen, noch vor dem 80 m-Knick zu kehren. Mit hoher Geschwindigkeit zu scootern war bei dieser Sicht schlicht zu riskant.
Nichts desto trotz waren wir begeistert von den neuen Eindrücken und der für uns neuen Höhle.
Slowenien ist einfach ein wunderschönes Land – oder wie Steffen sagen würde: Europa aus dem Bilderbuch!
Es hat uns sicher nicht das letzte Mal gesehen und hat noch so einige Geheimnisse, die von uns entlockt werden wollen.
In diesem Sinne,
eure Cavebase.



